sekTOR HF
Jährlich erkranken über 465.000 Menschen an Herzinsuffizienz. Durch die alternde Gesellschaft ist die Tendenz steigend. Der zunehmende Kostendruck stellt eine wachsende Herausforderung für das deutsche Gesundheitssystem dar. Der Großteil der Kosten bei Herzinsuffizienz fällt im Krankenhaus an. Die Zahl der Krankenhausaufenthalte kann durch adäquates Management von niedergelassenen Ärzten und eine bessere Koordination zwischen den Sektoren verringert werden. Momentan werden viele Fälle im Krankenhaus behandelt, die auch ambulant versorgt werden könnten. Gleichzeitig würden einige schwere ambulante Fälle von der Überweisung ins Krankenhaus profitieren. Es fehlt somit eine bedarfsgerechte Steuerung der Patientinnen und Patienten zu der richtigen ambulanten oder stationären Behandlung. Darüber hinaus setzt die unterschiedliche Vergütung in den ambulanten und stationären Sektoren grundsätzlich falsche Anreize. Während im ambulanten Sektor Patientenpauschalen existieren, werden im stationären Sektor Fallpauschalen angewendet. Dieser Unterschied in den Vergütungssystemen verstärkt die Tendenz, dass Patientinnen und Patienten im Zweifel stationär behandelt werden.
Das Ziel von sekTOR-HF besteht darin, eine bedarfsgerechte und ressourcenoptimierte sektorübergreifende Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz zu realisieren. Zu diesem Zweck werden Koordinations- und Kommunikationsstrukturen als Brücke zwischen den Sektoren eingerichtet. Dazu gehören eine eHealth-Plattform zur Kommunikation aller Akteure, eine digitale Patientenakte sowie eine regionale Netzwerkstelle, die das Monitoring der Patientinnen und Patienten unterstützt und so die vorhandenen Ressourcen im ambulanten und stationären Bereich koordiniert. Die Netzwerkstelle begleitet die Patientinnen und Patienten kontinuierlich, indem sie digital vermittelte Vitaldaten auswertet. Im Fall einer Verschlechterung kann die Netzwerkstelle frühzeitig Leistungserbringer auf der passenden Versorgungsebene aktivieren.
Das zweite Projektziel umfasst die Entwicklung eines neuen sektorübergreifenden Vergütungsmodells, das Anreize für eine kosteneffiziente Versorgung setzt. Das inav führt dafür eine theoretische und empirische Analyse zu verschiedenen internationalen sektorenübergreifenden Vergütungsmodellen durch, wie z.B. Bundled Payments. Dies geschieht im Austausch mit internationalen Expertinnen und Experten, die Erfahrungen zu bereits existierenden Modellen einbringen. Die im Projekt erhobenen Daten der teilnehmenden Herzinsuffizienzpatientinnen und -patienten bilden die Grundlage, um verschiedene Modelle im Hinblick auf Anreize, Ressourcenverbrauch und Übertragbarkeit auf den deutschen Kontext zu untersuchen.
Das Projekt wird vom Innovationsfonds für insgesamt 3,5 Jahre mit einer Fördersumme von ca. 3,8 Millionen Euro gefördert (Förderkennzeichen: 01NVF19006)