Weißbuch „Versorgung der frühen Alzheimer-Krankheit“
Die Zahl der von Demenz betroffenen Menschen in Deutschland nimmt kontinuierlich zu, bei zwei Dritteln ist die Alzheimer-Krankheit die Hauptursache. Gleichwohl wird die frühe Alzheimer-Krankheit immer noch zu selten diagnostiziert. So hält die Stigmatisierung durch die Erkrankung viele Menschen von einem Arztbesuch ab. Das Weißbuch „Versorgung der frühen Alzheimer-Krankheit“ beschäftigt sich mit dem aktuellen Forschungsstand und beleuchtet Ursachen, Diagnostik und Therapieansätze der frühen Alzheimer-Krankheit. Zudem liefert das Weißbuch Lösungsvorschläge zur Bewältigung bestehender und zukünftiger Versorgungsherausforderungen. Ein wesentlicher Schlüssel liegt dabei aus Sicht von Expertinnen und Experten in der Prävention sowie in der Frühdiagnostik.
Noch zu Beginn der 2000er Jahre war der eindeutige Nachweis einer Alzheimer-Erkrankung nur post mortem anhand einer Autopsie des Gehirns möglich. Heute kann die Krankheit bereits vor Ausbruch der Demenz diagnostiziert werden. Möglich wurde dies durch den Nachweis von Alzheimer-Biomarkern, wie Beta-Amyloid oder Tau, im Nervenwasser oder in der Positronen-Emissions-Tomographie (PET), sowie in naher Zukunft wahrscheinlich auch im Blut. Diese Fortschritte in der Alzheimer-Forschung haben weitreichende Implikationen für die Versorgung der Betroffenen und die Neuausrichtung der Versorgungsstrukturen.
Zu den wichtigsten Erkenntnissen gehört: Alzheimer-Versorgung muss bereits im Frühstadium ansetzen. „Wir brauchen möglichst frühe Interventionen, um dem Verlauf dieser progressiven Erkrankung Einhalt zu gebieten oder sie zu verlangsamen“, so Dr. Uwe Meier, Vorstandsvorsitzender des Berufsverbandes Deutscher Neurologen (BDN) und ein Schirmherr des Projektes. „Bei einem fortgeschrittenen neurodegenerativen Abbau können wir den Krankheitsverlauf nur noch begleiten.“
Neben der Hoffnung auf pharmakologische Therapien werden auch Lebensstil-Aspekte zukünftig eine größere Rolle spielen. „Während vor einem Jahrzehnt die Demenz bei Alzheimer-Krankheit als schicksalhaftes Ereignis angesehen wurde, gehen wir heute davon aus, dass bis zu 40 Prozent des Risikos, an einer Demenz zu erkranken, von modifizierbaren Faktoren abhängt. Es erscheint also möglich, durch einen aktiven und gesunden Lebensstil auf das eigene Demenzrisiko Einfluss zu nehmen“, erklärt Prof. Dr. Frank Jessen, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Uniklinik Köln, der als Co-Autor und ebenfalls als Schirmherr an der Publikation beteiligt ist.
Die von der Bundesregierung 2020 unterzeichnete Nationale Demenzstrategie (NDS) war ein wichtiger Schritt. Nun gilt es, die Weichen in Deutschland neu zu stellen, um frühe kognitive Einschränkungen und die Alzheimer-Erkrankung rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln. Auch die Versorgung von Patientinnen und Patienten im Frühstadium der Alzheimer-Krankheit ist zuwendungsintensiv. In Zukunft wird es in der Versorgungspraxis auch darum gehen, dass der Aufwand für (differential-)diagnostische Verfahren angemessen vergütet wird und entsprechende Strukturen geschaffen werden. Darüber hinaus erfordert die Alzheimer-Versorgung aufgrund des zu erwartenden größeren Bedarfs ein höheres Maß an Vernetzung zwischen den beteiligten Behandlerinnen und Behandlern. Aus Sicht der beteiligten Expertinnen und Experten werden damit auch Lotsen-Modelle, digitale Lösungen sowie die Ausweitung der Gedächtnisambulanzen wichtige Bestandteile der zukünftigen Versorgung darstellen.
Publikation
Das Weißbuch „Versorgung der frühen Alzheimer-Krankheit“ steht unter folgendem Link kostenlos zum Download zur Verfügung: https://alzheimer-dialog.de/
Transparency Note
Die Erstellung des Weißbuchs wurde finanziell unterstützt von der Biogen GmbH.