Koordinierungsstelle für Interoperabilität im Gesundheitswesen

Interoperabilität im Gesundheitswesen beinhaltet das Vereinen verschiedener technischer Systeme, um eine nahtlose Kommunikation und ggf. einen automatisierten Datenaustausch zu ermöglichen. Insbesondere vor dem Hintergrund einer komplexen, fragmentierten IT-Landschaft im Gesundheitswesen ist dafür die Definition und Einhaltung von technischen Standards erforderlich. Dem bei der gematik GmbH angesiedelten Kompetenzzentrum für Interoperabilität im Gesundheitswesen – KIG – (vormals Koordinierungsstelle für Interoperabilität – IOPKOS) obliegt die Aufgabe, die Entwicklung solcher Standards im Dialog mit der Fachcommunity voranzutreiben.

Um zu bewerten, ob Ausrichtung, Strukturen und Prozesse der Koordinierungsstelle für Interoperabilität (IOP-KOS) geeignet sind, diese Aufgabe zu erfüllen, führte die inav GmbH eine Evaluation der Koordinierungsstelle durch. Darüber hinaus wurde eine Bewertung der nationalen Wissensplattform INA vorgenommen. Im Rahmen der Evaluation wurden Verantwortliche der IOP-KOS, Mitglieder des Interop Councils sowie Expertinnen und Experten für Interoperabilität im Gesundheitswesen zu ihren Erfahrungen mit der IOP-KOS und der Wissensplattform INA befragt.

Aufbauend auf den Ergebnissen der Erhebung wurden Handlungsempfehlungen herausgearbeitet, um eine nachhaltige Ausrichtung und Weiterentwicklung der IOP-KOS für das Gesundheitswesen zu gewährleisten.

Methodik

In der Evaluation wurde ein Mixed-Methods-Ansatz verfolgt, der qualitative und quantitative Erhebungen umfasste. Als Datenquellen dienten:

  • 32 leitfadengestützte Einzelinterviews mit Interoperabilitätsexpertinnen und -experten
  • Fokusgruppe mit Mitgliedern des Interop Councils
  • Online-Survey mit 190 Teilnehmenden
  • Dokumentenanalyse
  • Analyse der Wissensplattform INA

Die finale Einordnung und Bewertung der Ergebnisse der Erhebungen wurden mittels einer SWOT-Analyse durchgeführt. Anschließend wurden daraus  Maßnahmen und Handlungsempfehlungen für eine Weiterentwicklung der IOP-KOS und der Wissensplattform INA abgeleitet.

Ergebnisse

Die Ergebnisse zeigen, dass die Einrichtung der Koordinierungsstelle für Interoperabilität von allen Befragten positiv bewertet wurde. Durch die IOP-KOS wurden die Transparenz und Sichtbarkeit für das Thema Interoperabilität deutlich erhöht und das Bewusstsein für die Relevanz des Themas geschärft. Dies spiegelt sich auch im hohen Vernetzungsgrad der IOP-KOS wider. Zudem konnte gezeigt werden, dass das Interop Council als neutrales, von Expertinnen und Experten getragenes Gremium großen Rückhalt innerhalb der Fachcommunity erfährt.

Die Ergebnisse zur Informations- und Wissensplattform INA verdeutlichen, dass die Fachöffentlichkeit die Plattform hauptsächlich für Informationszwecke nutzt, insbesondere zum laufenden Stand der Entwicklungen im Bereich Interoperabilität und zu den Aktivitäten der Akteure (IOP-KOS, Interop Council und IOP-AK). Die Inhalte, vor allem die Informationen zu Standards und Verfahren, seien im Vergleich mit der Vorgängerplattform vesta nun transparenter und besser auffindbar. Die Detailtiefe und Relevanz der Inhalte werden größtenteils positiv bewertet. Dennoch gib es Verbesserungspotenzial hinsichtlich der Benutzerfreundlichkeit und einer stärkeren Berücksichtigung praxisrelevanter Use Cases.

Handlungsempfehlungen

Mögliche Maßnahmen zur Stärkung der IOP-KOS umfassen die Weiterentwicklung rechtlicher Rahmenbedingungen zur Erhöhung der Durchsetzungskraft der IOP-KOS sowie den Aufbau einer stärkeren fachlich-technischen Kompetenz aufseiten der IOP-KOS. Weitere Schritte könnten in einer Klarstellung von Zuständigkeiten im Themenfeld Interoperabilität sowie in der Einführung von Qualitätssiegeln und Zertifizierungen liegen. Ebenso wird die Förderung von Interaktionsformaten sowie eine noch engere Zusammenarbeit mit anderen Akteuren im Gesundheitssektor und der Spezifikations-Community (z. B. HL7 Deutschland) vorgeschlagen.

Durch gezielte Maßnahmen kann die IOP-KOS als Kompetenzzentrum für Interoperabilität im deutschen Gesundheitssystem noch besser etabliert werden. Somit kann die IOP-KOS die Interoperabilität in einem digital vernetzten Gesundheitswesen weiter stärken.

Ein Interview mit Dr. Malte Haring zur Evaluation der Koordinierungsstelle für Interoperabilität im Gesundheitswesen gibt es auf der Wissensplattform INA.

DigitalRadar Krankenhaus

Über ein neu entwickeltes Reifegradmodell sollen der Digitalisierungsfortschritt in deutschen Krankenhäusern sowie der Effekt der Förderung aus dem Krankenhauszukunftsfonds evaluiert werden. Das Modell ermöglicht auf Basis einer umfangreichen Datenerhebung und der Selbsteinschätzung der teilnehmenden Krankenhäuser eine standardisierte und umfassende Bewertung. Es ein individueller DigitalRadar-Score und zur internationalen Vergleichbarkeit ein EMRAM-Indikator für jedes Krankenhaus berechnet.

Für Krankenhäuser, die einen Förderantrag nach KHZG gestellt haben, ist die Teilnahme an der begleitenden Evaluation verpflichtend. Auch Krankenhäuser, die keinen Förderantrag gestellt haben, können freiwillig an der Selbstbewertung teilnehmen. Das digitale Tool ist online verfügbar und bietet die Chance für ein neues deutsches Public Reporting im Gesundheitswesen.

Das inav war an der Entwicklung des Reifegradmodells beteiligt und übernimmt die quantitative und qualitative Begleitevaluation.

Mehr Informationen finden Sie auf der Website des DigitalRadar.

SmartAssistEntz

Die neue Versorgungsform „SmartAssistEntz“ soll Patientinnen und Patienten nach erfolgtem stationärem Alkoholentzug dabei unterstützen, individuell passende Anschlussmaßnahmen zu identifizieren, in Anspruch zu nehmen und nachhaltig zu nutzen.

Alkoholabhängigkeit gehört zu den häufigsten psychischen Störungen weltweit und ist durch einen oft chronischen Verlauf gekennzeichnet. Das deutsche Gesundheitssystem hält prinzipiell eine Vielzahl von Behandlungsangeboten für die Betroffenen bereit. Jedoch nimmt nur ein geringer Anteil der Betroffenen nach Abschluss des stationären Entzugs weiterführende Versorgungsangebote in Anspruch. Folglich erhalten Betroffene in einer Phase, die sich durch ein hohes Rückfallrisiko auszeichnet, keine angemessene Unterstützung.

Das Smartphone-basierte Konzept sieht die folgenden durch einen eCoach begleiteten Komponenten vor:

  1. Förderung der Abstinenzmotivation durch App-basiertes Training von Abstinenzkompetenz
  2. App-basierte Telediagnostik zur Identifikation der individuell passenden Anschlussmaßnahmen
  3. Überführung in ausgewählte Anschlussmaßnahmen auf Grundlage eines individuellen Nachhaltigkeitsplans, der in sechs wöchentlichen Telefonaten zwischen dem Patienten bzw. der Patientin und dem eCoach gemeinsam erarbeitet wird.

Methodik

In der Evaluation erfolgt ein Vergleich von „SmartAssistEntz“ mit der Regelversorgung. Primärer Zielparameter ist das Rückfallrisiko innerhalb von sechs Monaten nach Abschluss des Entzugs. Sekundäre Parameter sind u.a. die Nutzung evidenzbasierter Anschlussbehandlungen nach stationärem Entzug, die Schwere der Alkoholabhängigkeit, die gesundheitsbezogene Lebensqualität und die (Gesamt-)Kosten. Tertiäre Outcome-Parameter sind Usability und Zufriedenheit mit „SmartAssistEntz“. Hierzu werden Patientinnen und Patienten sowie Behandlende befragt und Routinedaten der beteiligten Krankenkassen und der Rentenversicherung herangezogen.

Förderung

Für die Projektlaufzeit von drei Jahren besteht eine Förderung von insgesamt ca. 2,4 Millionen Euro. Im Erfolgsfall könnte das Versorgungskonzept „SmartAssistEntz“ auf andere Regionen oder in die Regelversorgung übertragen werden.

TelementorCOPD

Bei der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) handelt es sich um eine Krankheit, die sich über mehrere Jahre entwickelt und in eine dauerhafte Schädigung der Lunge mündet. In der Folge leiden die Betroffenen unter schwerer Atemnot. Mit einer Prävalenz von knapp sechs Prozent zählt COPD zu den häufigsten Erkrankungen in Deutschland.

Plötzliche Verschlechterungen des Krankheitszustandes (Exazerbationen) kommen häufig vor und führen vielfach zu Krankenhausaufenthalten. Das Projekt TelementorCOPD verfolgt das Ziel, diese Exazerbationen frühzeitig zu erkennen, entsprechende Interventionen einzuleiten und dadurch Krankenhauseinweisungen zu vermeiden. Dies geht auch mit einer Steigerung der Lebensqualität von COPD-Patientinnen und Patienten einher.

Mithilfe einer speziellen COPD-App erhalten die teilnehmenden Patientinnen und Patienten ein Körper- und Lungentrainingsprogramm mit präventivem Charakter. Über Telemessgeräte werden darüber hinaus automatisch Vitalwerte sowie die Ergebnisse von COPD-Assessment-Tests erfasst und übermittelt. Auf dieser Basis kann das Exazerbationsrisiko analysiert werden, das in Form eines Ampelschemas visualisiert wird. Speziell geschulte COPD-Nurses, die das Monitoring der Werte übernehmen, können dann frühzeitige risikoadaptierte Interventionen einleiten und die Patientinnen und Patienten per Videochat kontaktieren oder sie an die behandelnden Pneumologinnen und Pneumologen überweisen.

Die inav GmbH wurde mit der Evaluation des Projektes beauftragt. Im Rahmen einer unverblindeten, randomisierten und kontrollierten Studie wird ermittelt, ob sich akute Verschlechterungen in der Interventionsgruppe mithilfe der COPD-App und der Überwachung der Vitalparameter im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant verringern lassen.

Das Projekt wird für drei Jahre mit insgesamt ca. 3,76 Mio. Euro aus dem Innovationsfonds gefördert. Im Erfolgsfall führt die Optimierung der ambulanten COPD-Versorgung zu einer Verbesserung des Gesundheitszustands der Patientinnen und Patienten und erhöht deren Lebensqualität. Das Versorgungskonzept ist auch auf andere Regionen und Indikationen übertragbar.

Weiterführende Informationen: www.telementor-copd.de

Foto: freepik | DCStudio

conneCT CF

Ziel des Projektes ist es, auf Basis eines kontinuierlichen Telemonitorings und Coachings die individuelle Adhärenz von Patienten mit Cystischer Fibrose (CF, Mukoviszidose) zu steigern, um eine Verringerung von Exazerbationen und Krankenhausaufenthalten sowie eine Verbesserung der Lebensqualität zu erreichen. Zudem soll die durch den zeitlichen Therapieaufwand entstehende Belastung der Patienten sowie der Angehörigen verringert werden.

In Deutschland sind ca. 8.000 Patientinnen und Patienten von CF, einer unheilbaren Erbkrankheit betroffen. Bei dieser seltenen Erkrankung sind verschiedene Organe, wie Leber, Lunge und Bauchspeicheldrüse, in ihrer Funktion beeinträchtigt und werden im Verlauf der Krankheit oft irreversibel geschädigt. Die Behandlung von CF, die aus täglicher Inhalation und Medikamenteneinnahme besteht, geht mit einem immensen Zeitaufwand aufseiten der Betroffenen einher. Dies führt dazu, dass nur 30 bis 50 Prozent der CF-Patienten und -Patientinnen die Therapie konsequent durchführen.

Patientinnen und Patienten mit CF erhalten in Abhängigkeit zu ihrer telemedizinisch überwachten Therapietreue ein individuelles Coaching zur Steigerung der Adhärenz. Zugleich erfolgt durch den Einsatz von telemedizinfähiger Heimspirometrie die Überwachung des Gesundheitszustandes (Lungenfunktion). Die behandelnden Ärztinnen und Ärzte erhalten neben regelmäßigen Berichten zur Vorbereitung einer anstehenden Visite auch Hinweise auf etwaige Verschlechterungen über eine Alarmfunktion. Hierdurch wird es dem Arzt bzw. der Ärztin ermöglicht, kurzfristig zu intervenieren mit dem Ziel, durch Therapieanpassung eine Verschlechterung des Krankheitsverlaufes zu verhindern. Dafür steht eine integrierte Videosprechstunde zur Verfügung, die zudem auch auf Patientenwunsch stattfinden kann. Neben der niedrigschwelligen Interventionsmöglichkeit dient die Videosprechstunde auch der Entlastung von Patientinnen und Patienten sowie ihrer Angehörigen.

Methodik

Um die Wirksamkeit des Projektes hinsichtlich der Therapieadhärenz, der Lebensqualität und des Gesundheitszustandes zu evaluieren, wird eine randomisierte kontrollierte Studie (RCT) durchgeführt. Durch die Beschaffenheit der Intervention (Coaching, Videosprechstunde) ist eine Verblindung weder für Patienten noch für Ärzte durchführbar. Zusätzlich werden mit dem Ziel eine Überführung in die Regelversorgung adäquat zu gestalten, qualitative Befragungen der Ärzte, der Patienten und deren Angehöriger sowie eine gesundheitsökonomische Evaluation durchgeführt, welche die Potenziale der Verbesserung quantifizieren und abbilden soll.

Förderung

Das Projekt wird vom Innovationsfonds für insgesamt 3,5 Jahre mit einer Fördersumme von rund 3,8 Millionen Euro gefördert.

TeLIPro

Im Rahmen des Telemedizinischen Lebensstil-Interventions-Programms (TeLIPro) sollen Betroffene mit der Diagnose Diabetes mellitus Typ 2 durch eine patientenzentrierte, individuelle und persönliche Betreuung in einer gesunden Lebensweise unterstützt werden. In diesem Zusammenhang soll auch die Adhärenz der Patientinnen und Patienten gestärkt werden, um eine nachhaltige Verbesserung des Gesundheitszustandes und der Lebensqualität erzielen zu können.

Die Prävalenz von Diabeteserkrankungen ist in Deutschland weiterhin steigend. Rund sieben Millionen Erwachsene leiden an Diabetes mellitus, davon rund 95 Prozent an Typ-2-Diabetes. Durch die Behandlung der Erkrankung sowie der Folgeerkrankungen entstehen hohe Gesundheitskosten. Da speziell die Entstehung und Progredienz des Typ-2-Diabetes durch geringe körperliche Aktivität und hochkalorische Ernährung begünstigt wird, können Interventionen, die den Lebensstil betreffen, zu Verbesserungen der Gesundheit und Lebensqualität beitragen.

Zusätzlich zur üblichen Versorgung durch den behandelnden Arzt bzw. die Ärztin erhalten die Teilnehmende bei TeLIPro ein individuelles telefonisches Gesundheitscoaching. Die speziell im Bereich Diabetes und Motivation ausgebildeten Beraterinnen und Berater legen gemeinsam mit den Patientinnen und Patienten individuelle Ziele fest und begleiten sie über die Programmlaufzeit von insgesamt zwölf Monaten. In den Gesprächen unterstützen die Coaches die Diabetes-Patientinnen und -Patienten dabei, ihr Ess- und Bewegungsverhalten dauerhaft zu verändern.

Im Rahmen des Programms erfolgt zudem ein Monitoring krankheits- und lebensstilrelevanter Parameter durch ein Blutzuckermessgerät, eine Waage und einen Schrittzähler. Die Patientinnen und Patienten sowie die jeweiligen Coaches können die entsprechenden Werte in dem Online-Portal des Deutschen Instituts für Telemedizin und Gesundheitsförderung (DITG) einsehen. Schrittweise werden die Patientinnen und Patienten an ein eigenständiges Krankheitsmanagement und die selbstständige Umsetzung der Lebensstilumstellungen herangeführt.

Methodik

Zur Evaluation des Projektes wird eine randomisierte kontrollierte Studie mit einfacher Verblindung durchgeführt. Im Rahmen der Studie werden sowohl Primärdaten als auch Routinedaten verarbeitet. Als Endpunkte werden verschiedene medizinische Parameter erhoben, darunter insbesondere der HbA1c-Wert. Verhaltensbezogene Parameter und die gesundheitsbezogene Lebensqualität werden mittels validierter Fragebögen erhoben. Patientenpräferenzen werden durch ein Discrete Choice Experiment dargestellt. In die Evaluation fließt auch eine gesundheitsökonomische Analyse ein, bei der die Kosteneffektivität von TeLIPro leistungs- und sektorenspezifisch untersucht wird.

Ergebnisse

Eine Zusammenfassung der Ergebnisse finden Sie in dem Fachartikel „Effectiveness of the Telemedical Lifestyle Intervention Program TeLIPro for Improvement of HbA1c in Type 2 Diabetes: A Randomized-Controlled Trial in a Real-Life Setting“, der im September 2023 im Fachjournal Nutrients veröffentlicht wurde.

Rise-uP

Im Projekt „Rücken innovative Schmerztherapie mit e-Health für unsere Patienten“ (Rise-uP) wird systematisch untersucht, wie die bislang oft wenig effektive Behandlung von Rückenschmerzen verbessert werden kann.

Für viele Menschen in Deutschland gehören Rückenschmerzen zum alltäglichen Leben; jeder fünfte gesetzlich Versicherte geht deshalb mindestens einmal im Jahr zum Arzt. Trotz der hohen Prävalenz gibt es bislang keinen zielführenden Behandlungspfad. Häufig kommt es zu Fehl- und Überversorgung.

Die Grundidee des vorliegenden Interventionskonzeptes besteht darin, die derzeit fragmentierten Strukturen bei der Behandlung von Rückenschmerzpatientinnen und -patienten aufzuheben und Behandlungspfade zu entwickeln. Das Rise-uP-Behandlungskonzept basiert auf dem frühzeitigen Einsatz eines Assessment-Tools zur Messung des Chronifizierungsrisikos (STartBack-Fragebogen), einer Telemedizin-Vernetzungssoftware (Therapienavigator) und einer Medizin-App (Kaia). Der Schwerpunkt des vorliegenden Interventionsprogramms liegt auf Patientinnen und Patienten mit akutem und subakutem Rückenschmerz.

Methodik

Rise-uP ist eine prospektive Kohortenstudie mit einer Interventionsgruppe und einer Kontrollgruppe im Sinne einer Beobachtungsstudie (Versorgungsforschungsstudie), deren Beobachtungszeitraum 18 Monate beträgt. Die Evaluation beinhaltet die Analyse von quantitativen Primärdaten aus mehreren validierten Fragebögen, sowie Sekundärdaten aus i) Routinedaten einer gesetzlichen Krankenkasse, ii) Daten aus einer Gesundheits-App und iii) Daten aus einer Telemedizin-Software.

Primärer, fallzahlrelevanter Endpunkt ist das Schmerzniveau der Patientinnen und Patienten, das mit einem Schmerzindex (Visual Analogue Scale, VAS) gemessen wird. Daneben werden die Funktionalität und die allgemeine Lebensqualität erhoben. Im Rahmen einer gesundheitsökonomischen Auswertung wird überprüft, ob eine signifikante Veränderung der gesamten Versorgungskosten besteht. Des Weiteren wird eine inkrementelle Kosteneffektivitäts-Analyse durchgeführt. Bei der inkrementellen Kosteneffektivitäts-Analyse werden die Kosten pro reduziertem Schmerzindex errechnet.

Publikation

Priebe, J.A., Haas, K.K., Moreno Sanchez, L.F., Schoefmann, K., Utpadel-Fischler, D.A., Stockert, P., Thoma, R., Schiessl, C., Kerkemeyer, L., Amelung, V.E., Jedamzik, S., Reichmann, J., Marschall, U., Toelle, T.R. (2020). Digital Treatment of Back Pain versus Standard of Care: The Cluster-Randomized Controlled Trial, Rise-uP. Journal of Pain Research 13: 1823–1838.

Optimierung der Versorgung von Menschen mit Diabetes mellitus mittels Telemedizin

Diabetes mellitus betrifft in Deutschland etwa neun Prozent der Bevölkerung und Prognosen gehen davon aus, dass der Anteil in Zukunft steigen wird. Viele Patientinnen und Patienten erhalten eine intensivierten Insulintherapie, die zeitlich und organisatorisch aufwendig ist und einen engen Arzt-Patienten-Kontakt erfordert. Die Annahme, dass ein konsequentes Monitoring kombiniert mit einer individuellen und telemedizinisch unterstützten ärztlichen Betreuung maßgeblich dazu beitragen kann, den Stoffwechsel von Menschen mit Diabetes mellitus zu verbessern bzw. zu stabilisieren, führte zur Initiierung Studie. Der telemedizinische Ansatz lag in der konsequenten Glukosemessung, die auf elektronischem Weg an die Ärztin bzw. den Arzt übermittelt wurde.

Die Evaluation sollte untersuchen, ob die Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Diabetes mellitus und intensivierter Insulintherapie mittels Telemedizin zu einer Verbesserung der glykämischen Stoffwechsellage führt. Als primärer Endpunkt wurde der HbA1c-Wert herangezogen. Die sekundären Fragestellungen befassten sich mit den Zusatzkosten der Intervention, weiteren Indikatoren zur glykämischen Stoffwechselsituation, der Umsetzbarkeit des Ansatzes in den Praxisalltag und in den Alltag der Betroffenen sowie der Therapiezufriedenheit der Patientinnen und Patienten. Die Datenerhebung und Projektumsetzung erfolgten vom 01.10.2018 bis zum 31.07.2019. Zielgruppen des Projekts waren Patientinnen und Patienten mit Diabetes mellitus Typ-1 und Typ-2 sowie die behandelnden Ärztinnen und Ärzte.

Zur Beantwortung der Forschungsfragen wurde eine quasi-experimentelle Studie mit einem Prä-Post-Design durchgeführt. Innerhalb der Studienlaufzeit von sechs Monaten gab es zwei (Patienten) bzw. drei (Ärzte) Befragungszeitpunkte. Für Befragungen wurden sowohl selbst entwickelte als auch standardisierte Fragebögen herangezogen. Je nach Forschungsfrage und Endpunkt wurden deskriptive und/oder inferenzstatistische Analysen herangezogen. Die statistische Datenauswertung erfolgte mit SPSS Subscription Version, Stand 2019.

Elektronische Patientenakte

Die elektronische Patientenakte

Die Effektivität und Effizienz der Versorgung zu steigern – das ist Sinn und Zweck einer elektronischen Patientenakte (ePA). Der Eingang der ePA in das deutsche Gesundheitswesen erweist sich jedoch als überaus komplex. Warum tut sich Deutschland in dieser Veränderung so schwer und in welchem Ausmaß unterscheiden sich ePA-Vorzeigeländer wie Dänemark oder Israel von Deutschland? Die vom inav durchgeführte Studie bestand aus einer Literaturrecherche, Case Studies sowie der Entwicklung einer Scorecard.

Der Fokus der Literaturrecherche lag auf der internationalen Evidenzlage zur ePA, insbesondere auf den Effekten der ePA auf die Versorgung und auf bestehenden Erkenntnissen zur Implementierung. Die Literaturrecherche erfolgte anhand von Datenbankabfragen bei PubMed und Google Scholar. Betrachtet wurden systematische Reviews, die zwischen dem 01.01.2010 und dem 14.07.2016 publiziert wurden.

Daneben umfasste die Studie Case Studies, die die Situation und Fortschrittlichkeit bei der Implementierung und Nutzung der ePA in ausgewählten Ländern beleuchten sollten. Die Case Studies wurden für Dänemark, Israel, die USA und Österreich durchgeführt. Ergänzt wurde die Auswahl durch Case Studies zu den Unternehmenslösungen von Apple und Google. Zentral waren für die Case Studies ausführliche Expertengespräche im In- und Ausland.

Mit dem dritten Teil der Studie, der „European Scorecard“, erfolgte eine Einordung des Umsetzungsstandes der deutschen ePA in den europäischen Maßstab sowie ein Vergleich mit ausgewählten Ländern. Für die Entwicklung der Scorecard wurden relevante Indikatoren identifiziert, die die Komplexität der ePA-Implementierung widerspiegeln und für eine größere Badbreite an Ländern verfügbar und vergleichbar sind. Nach Entwicklung der Scorecard wurde eine Auswahl von 20 Ländern mit Blick auf die Implementierung und Nutzung der ePA in Form eines Ampelsystems bewertet. 2018 erfolgte ein Update der Scorecard, das ebenfalls vom inav durchgeführt wurde.

Aus der Ergebnissynthese der drei Komponenten wurden Handlungsempfehlungen in unterschiedlichen Themenfeldern abgeleitet.

Weitere Informationen

https://www.medhochzwei-verlag.de/Shop/ProduktDetail/die-elektronische-patientenakte-978-3-86216-331-1

https://www.stiftung-muench.org/wp-content/uploads/2018/09/Scorecard-final.pdf